Schulhaus Wangen an der Aare
Schulhaus Wangen an der Aare

Geschichte

... in den Geschichtsbüchern über Walliswil bei Niederbipp ist zu entnehmen...

Der Name bezeugt, dass anlässlich der zweiten alemannischen Siedlungswelle hier noch Galloromanen = Walen, auch Walchen (Welsche) wohnten. Bis heute gehört Walliswil b. Niederbipp zur Kirchgemeinde Niederbipp. Der Bezug des Kleinzehnts vom damaligen Gut Waloswile kam dem Pfarrer von Niederbipp zu.

Seit dem Mittelalter teilte Walliswil b. Niederbipp politisch das Schicksal der Herrschaft Erlinsburg. 1463 kam Walliswil b. Niederbipp mit dem Gericht Niederbipp zur bernischen Landvogtei Bipp, die 1798 zum Distrikt und 1803 zum Amt Wangen geschlagen wurde. Bis 1740 galten die Walliswiler als äussere Burger von Niederbipp. Niederbipp erwirkte beim Landvogt die Loslösung von Walliswil b. Niederbipp. Von jetzt an war Walliswil b. Niederbipp selbständig, musste aber ein Armengut anlegen und für einen eigenen Schulmeister sorgen. 1798 werden 9 Reinmann, 6 Andres, 6 Gruner, 3 Günther erwähnt.

Mit der Eröffnung der Gäubahn 1870 und der Industrialisierung erschloss sich für die damaligen Dorfbewohner die Arbeit in umliegenden Fabriken. Vor allem die Uhrenindustrie zahlte gute Löhne, die Arbeiter konnten sich ihr Eigenheim bauen, aus den Grossfamilien wurden Kleinfamilien. So entwickelten sich neue Wohnquartiere. In Walliswil b. Niederbipp selber gab es eine Holzkohlenfabrik, eine Schreinerei, eine Schneiderei und eine Mühle. Sie alle sind heute nicht mehr in Betrieb.

Um 1900 wuchs die Bevölkerung blitzartig von 214 auf 333 an, Grund: Das Kraftwerk Bannwil und der Kanal wurden gebaut. Bereits 10 Jahre später sank die Bevölkerungszahl wieder.

Restaurant Oberli
1901 kaufte Johann Oberli von Schangnau die kleine Gastwirtschaft und den dazugehörenden Landwirtschaftsbetrieb.
Er baute über dem Stall einen grossen Saal, in dem viele Tanz- und Vereinsanlässe stattfanden. Er eröffnete auch einen Spezereiladen. Nach dem ersten Weltkrieg baute er ins Wirtschaftsgebäude eine kleine Greyerzerkäserei. Jetzt konnten die Bauern ihre Milch direkt im Dorf verarbeiten lassen, bis 1994 die Produktion eingestellt werden musste. Heute sind noch 4 Landwirtschaftsbetriebe.

Johann Oberli gründete 1910 mit 6 Mitinteressenten eine Wasserversorgungsgenossenschaft. Sie bauten eine 993m lange Leitung. Fliessendes Trinkwasser in den Häusern statt mühsames Wasserholen bei den Brunnen! 1934 wurde wegen dringender Sanierung die Anlage der Einwohnergemeinde übergeben.

Schule

1914 wurde das Schulhaus gebaut. Je nach Schülerzahl wurde die Schule als Gesamtschule oder als Unter- und Oberschule geführt. Walliswil b. Niederbipp schloss sich dem Sekundarschulverband Wangen a/Aare und dem Kindergartenverband Aare-Oenz an. Im Jahr 1979 folgte die Zusammenlegung mit Walliswil b. Wangen, mit der Bedingung, dass eine Klasse in Walliwil b. Niederbipp geführt werden musste. Seit 2007 besuchen alle Kinder den Kindergarten und die Schule in Wangen a/Aare.

Das Lädeli, die Post, die Käserei, die Schule sind aus unserem Dorf verschwunden. Erfreulicherweise werden aber auch Betriebe erhalten und neue eröffnet. So wird das Restaurant bereits in der 4. Generation geführt.

100 Jahre Schulhaus
(Richard Buser, Kantonale Denkmalpflege)

Als Wahrzeichen steht das ehemalige Schulhaus da: Ein markanter Würfel unter einem hoch aufragenden Vollwalmdach. Das westlich angebaute Treppenhaus mit seinem kecken Dachfirst und dem Dachreiter für die Schulhausglocke lockert das gleichmässige Volumen auf. Zu der freundlichen Wirkung des Gebäudes trägt der helle Verputz mit den dekorativ ausgesparten Vierecken unter den Fensterbrüstungen bei, wie sie sich an der Süd- und Ostseite erhalten haben. Spätere Zutaten und Veränderungen stammen von 1959 und 1966.

Geblieben ist die für 1914 zeittypische Erscheinung des im Reformstil erbauten Schulhauses. Dieser Stil zeichnet sich durch eine körperlich verstandene, mitunter massig wirkende Architektur und gut gestaltete Einzelformen aus. Am Schulhaus von Walliswil b. Niederbipp verdienen die Eingangspartie mit dem mittelalterlich anmutenden Steinpfeiler und dem Kreuzgratgewölbe besondere Aufmerksamkeit. Das rundbogige Oberlicht der Tür besitzt ein schmiedeeisernes Gitter, dessen Linienspiel an die graphischen Entwürfe der Wiener Werkstätte erinnert.

Das Innere des Schulhauses wird durch eine würdige Steintreppe mit filigranem Eisengeländer erschlossen und vereinte ursprünglich zwei Schulzimmer, eine Aula und zwei Lehrerwohnungen. Es dürfte 1914 eine grosse Anstrengung für die ganze Gemeinde bedeutet haben, der Jugend ein so schönes und in jeder Hinsicht auf der Höhe der Zeit stehendes neues Schulhaus zu erbauen. Umso erfreulicher ist es, dass dieser Zeitzeuge weiter besteht, auch wenn darin seit 2007 kein Kind mehr die Schulbank drückt.

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